Bratislava (SK) - Philharmonie - 2012

Die Feuertaufe

Das erste Mal als Intonateur ein Neubauprojekt in Gänze selbständig zu betreuen, ist sicher einer der ganz besonderen Momente im Orgelbauerleben. Allerdings, vieles von dem was (glücklicherweise) im Nachhinein an schönen Erinnerungen und erhebendem Gefühl zurückbleibt, fußt auf sehr viel Arbeit, zuweilen auf einer einen beinahe verzehrenden Anspannung und sicher ist in gewissen Phasen auch blanke Angst im Spiel - wer das für sich verneint, ist unehrlich oder oberflächlich.

  • Habe ich den Raum in seiner Akustik richtig eingeschätzt? (den ich im Vorfeld nur als entkernte Rohbaustelle kennengelernt habe...)
  • Verträgt der Raum wirklich eine so große Orgel, besonders die vielen Zungen? (ohne dass ich diese im Sinne eines "Abwürgens" drosseln muss)
  • Habe ich meine klanglichen Vorstellungen richtig und vollständig in die Vielzahl an Mensurparametern übersetzt? (neben all den "künstlerischen" Fragestellungen ist dieser "technische" Vorgang äußerst wichtig)

Die Zahl einen umtreibender Fragen ist riesig und eine (vorläufig) beantwortete, zieht zwei neue nach sich. Auch wenn man schon recht viel "am klingenden Material" gearbeitet hat, ist der Schritt eine Ebene nach oben, zum "Mensuren machen", ein ganz besonderer, wird es doch plötzlich abstrakt.


Das Innenleben der Orgel in der Intonationsphase

Klangkonzept

Vom Auftraggeber explizit gewünscht war ein Instrument, das das Ideom einer französisch-romantisch geprägten symphonischen Orgel aufnimmt und so gut wie möglich im nicht sehr großen Saal in Bratislava abbildet. Vorbilder aus dem Orgelbau des ausgehenden 19. und beginnden 20. Jahrhunderts finden sich dafür sicher zur genüge und wurden natürlich auch eingehend reflektiert. Trotzdem lag in den räumlich begrenzten Dimensionen des Saals eine nicht zu unterschätzende Gefahr, wenn man sich eine freie und in gewisser Weise ungezügelte Klangentfaltung des Pfeifenmaterials wünscht.

 

In seiner Struktur mit zwei schwellbaren Werken und einer französischen Grunddisposition, die sich in bestimmten Details auf deutsche Vorbilder zubewegt, huldigt das Instrument dem momentan (2012) immer noch aktuellen Zeitgeschmack. Die Mixturen sind nicht konsequent in der Tradition Cavaillé-Colls angelegt, um stilistisch eine höhere Breite zu ermöglichen. Dem immer mehr um sich greifenden Trend zu kleinen und unselbständigen Pedalwerken wurde bewusst nicht gefolgt, um die Eigenständigkeit dieses Teilwerks der Orgel zu erhalten.

 

Wertgelegt wurde aber darauf, das was für uns so untrennbar mit der Klangwelt eines Cavaillé-Coll verbunden ist, möglichst konsequent umzusetzen, wie ein farbiges Ensemble überblasender Flöten und eine jedem Werk eigene Batterie Zungen, die bis zum 32' hin in voller Becherlänge gebaut wurden. Dass das Mensurenraster Cavaillé-Colls die Basis darstellte, erscheint in diesem Zusammenhang nur logisch und konsequent.

I. Grand Orgue C - c4
Principal 16'
Boudon

16'

Principal

8'

Gambe

8'

Flûte harmonique

8'

Bourdon

8'

Octave

4'

Flûte

4'

Quinte

2 2/3'

Superoctave

2'

Fourniture V

2 2/3'

Mixture IV 1 1/3'
Cornet V

8'

Bombarde

16'

Trompete

8'

Clairon

4'

   
   
III. Récit

C - c4

Quintaton

16'

Diapason

8'

Flûte harmonique

8'

Viole de Gambe

8'

Voix céleste (ab c; überschwebend)

8'

Cor de nuit

8'

Viole

4'

Flûte octaviante

4'

Nazard harmonique

2 2/3'

Octavin

2'

Tierce harmonique

1 3/5'

Plein Jeu III-V

2'

Bombarde 16'
Trompette harmonique 8'
Basson-Hautbois 8'
Voix humaine 8'
Clairon harmonique 4'
Tremblant  
   
II. Positif expressif C - c4
Principal  8'
Salicional 8'
Unda maris (ab c; unterschwebend) 8'
Bourdon 8'
Prestant 4'
Flûte à cheminée 4'
Quinte 2 2/3'
Doublette 2'
Tierce 1 3/5'
Larigot 1 1/3'
Piccolo 1'
Fourniture IV 1 1/3'
Cymbale III 1/3'
Corno di Bassetto 16'
Trompette 8'
Cromorne 8'
Trembant  
   
Pédale C - g'
Bourdon 32'
Principalbasse 16'
Violonbasse 16'
Soubasse 16'
Grosse Quinte 10 2/3'
Principal 8'
Violoncelle 8'
Bourdon 8'
Grosse Tierce 6 2/5'
Quinte 5 1/3'
Flûte 4'
Mixture IV 4'
Contre-Bombarde 32'
Bombarde 16'
Basson 16'
Trompette 8'
Clairon 4'
   
alle Normal- und Querkoppeln  
Details: Rieger-Datenblatt  
   
Temperierung nach Hamel  


Konzerte als Videostreams


Der Saal während der Intonation und wenig später

Die umfangreiche Restaurierung der Philharmonie 2010 bis 2012

Ab Minute 3:30 des Beitrages sind Bilder der alten Rieger-Kloss-Orgel bei ihrem Abbau zu sehen, wie auch Bilder von der Anlieferung und technischen Montage der neuen Orgel.


Der Aufbau der Orgel im Zeitraffer


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