Das erste Mal als Intonateur ein Neubauprojekt in Gänze selbständig zu betreuen, ist sicher einer der ganz besonderen Momente im Orgelbauerleben. Allerdings, vieles von dem was (glücklicherweise) im Nachhinein an schönen Erinnerungen und erhebendem Gefühl zurückbleibt, fußt auf sehr viel Arbeit, zuweilen einen verzehrende Anspannung und sicher in gewissen Phasen auch blanker Angst.
Die Zahl einen umtreibender Fragen ist riesig und eine (vorläufig) beantwortete zieht zwei neue nach sich. Auch wenn man schon recht viel "am klingenden Material" gearbeitet hat, ist der Schritt eine Ebene nach oben, zum "Mensuren machen", ein ganz besonderer, wird es doch plötzlich abstrakt.
Vom Auftraggeber explizit gewünscht war ein Instrument, dass das Ideom einer französisch-romantisch geprägten symphonischen Orgel aufnimmt und so gut wie möglich im nicht sehr großen Saal in Bratislava abbildet. Vorbilder aus dem Orgelbau des ausgehenden 19. und beginnden 20. Jahrhunderts finden sich dafür sicher zur genüge und wurden natürlich auch eingehend reflektiert.Trotzdem lag in den räumlich begrenzten Dimensionen des Saals eine nicht zu unterschätzende Gefahr, wenn man sich eine freie und in gewisser Weise ungezügelte Klangentfaltung des Pfeifenmaterials wünscht.
In seiner Struktur mit zwei schwellbaren Werken und einer französischen Grunddisposition, die sich in bestimmten Details auf deutsche Vorbilder zubewegt, huldigt das Instrument dem momentan (neben vielem anderen) immer noch aktuellen Zeitgeschmack. Die Mixturen sind eben nicht konsequent in der Tradition Cavaillé-Colls angelegt, um stilistisch eine höhere Breite zu ermöglichen, wie auch der Weg zu immer kleineren und unselbständigen Pedalwerken bewusst nicht beschritten wurde, um die Eigenständigkeit dieses Teilwerks der Orgel zu erhalten.
Wertgelegt wurde aber darauf, das was für uns so untrennbar mit der Klangwelt eines Cavaillé-Coll verbunden ist, möglichst konsequent umzusetzen, wie ein farbiges Ensemble überblasender Flöten und eine jedem Werk eigene Batterie Zungen, die bis zum 32' hin in voller Becherlänge gebaut wurden. Dass das Mensurenraster Cavaillé-Colls die Basis darstellte, erscheint in diesem Zusammenhang nur logisch und konsequent.
I. Grand Orgue | C - c4 |
Principal | 16' |
Boudon |
16' |
Principal |
8' |
Gambe |
8' |
Flûte harmonique |
8' |
Bourdon |
8' |
Octave |
4' |
Flûte |
4' |
Quinte |
2 2/3' |
Superoctave |
2' |
Fourniture V |
2 2/3' |
Mixture IV | 1 1/3' |
Cornet V |
8' |
Bombarde |
16' |
Trompete |
8' |
Clairon |
4' |
III. Récit |
C - c4 |
Quintaton |
16' |
Diapason |
8' |
Flûte harmonique |
8' |
Viole de Gambe |
8' |
Voix céleste (ab c; überschwebend) |
8' |
Cor de nuit |
8' |
Viole |
4' |
Flûte octaviante |
4' |
Nazard harmonique |
2 2/3' |
Octavin |
2' |
Tierce harmonique |
1 3/5' |
Plein Jeu III-V |
2' |
Bombarde | 16' |
Trompette harmonique | 8' |
Basson-Hautbois | 8' |
Voix humaine | 8' |
Clairon harmonique | 4' |
Tremblant | |
alle Normal- und Sub-/Superkoppeln | |
Details: Rieger-Datenblatt | |
Temperierung nach Hamel |
II. Positif expressif | C - c4 |
Principal | 8' |
Salicional | 8' |
Unda maris (ab c; unterschwebend) | 8' |
Bourdon | 8' |
Prestant | 4' |
Flûte à cheminée | 4' |
Quinte | 2 2/3' |
Doublette | 2' |
Tierce | 1 3/5' |
Larigot | 1 1/3' |
Piccolo | 1' |
Fourniture IV | 1 1/3' |
Cymbale III | 1/3' |
Corno di Bassetto | 16' |
Trompette | 8' |
Cromorne | 8' |
Trembant | |
Pédale | C - g' |
Bourdon | 32' |
Principalbasse | 16' |
Violonbasse | 16' |
Soubasse | 16' |
Grosse Quinte | 10 2/3' |
Principal | 8' |
Violoncelle | 8' |
Bourdon | 8' |
Grosse Tierce | 6 2/5' |
Quinte | 5 1/3' |
Flûte | 4' |
Mixture IV | 4' |
Contre-Bombarde | 32' |
Bombarde | 16' |
Basson | 16' |
Trompette | 8' |
Clairon | 4' |
Ab Minute 3:30 des Beitrages sind Bilder der alten Rieger-Kloss-Orgel bei ihrem Abbau zu sehen, wie auch Bilder von der Anlieferung und technischen Montage der neuen Orgel.