Ratzeburg, Dom - Klangliche Überarbeitung - 2013

Die große Orgel des Ratzeburger Doms, 1978 durch Rieger fertiggestellt, ist weit über die Grenzen der beschaulichen Kreisstadt im Lauenburgischen hinaus bekannt - dieses nicht zuletzt durch ihren geistigen Vater, den langjährig hier wirkenden Organisten und Kirchenmusiker Neidhart Bethke. Die"Ratzeburger Sommerakademien" sind fest mit seinem Namen, hochrangigen internationalen Gästen und eben der Rieger-Orgel verbunden.

 

In der ersten Jahreshälfte 2013 stand eine turnusmäßige Revision des ganzen Instruments an, die neben den dabei üblichen Arbeiten (Reinigung, Überarbeitung der dem Verschleiß unterliegenden Orgelteile), zum einen eine (hoffentlich) nachhaltige Schimmelbekämpfung zum Ziel hatte und zum anderen sich der Klanggestalt des Instruments widmen sollte.

 

Das Antasten der Intonation eines derart im Fokus stehenden Instruments ist immer "ein heißes Eisen". Einerseits hat die Orgel viele Freunde, gerade wegen ihres speziellen Klangbildes (trotz gewisser Ecken und Kanten), andererseits war und ist alles klangliche (schon immer!) einem geschmacklichen Wandel unterworfen. Dazu treten Erfahrungen, die beim Musizieren mit dem Instrument entstehen und auch Schwächen deutlich werden lassen, die nicht ausschließlich subjektiver Natur sind, wie etwa Dispositionslücken.

 

In einem Abwägungsprozess, angeregt durch den Domorganisten Christian Skobowsky, wurde entschieden, die Disposition geringfügig zu verändern:

  • Die wenig charakteristische Flöte 4' des Hauptwerks wurde zum Metallgedeckt 8' umgearbeitet, um ein (wirklich) leises Begleitregister zu gewinnen.
  • Der Sesquialter des Rückpositivs wurde getrennt und der Quintchor mittels eines Vorabzuges einzeln registrierbar gemacht, um die Farbvielfalt zu erhöhen.
  • Das Gemshorn 2' des Rückpositivs und Principal 2' des Brustwerks haben die Plätze getauscht.
  • Die Französische Trompete des Schwellwerks wurde mit einer neuen großen Oktave versehen, damit von 4' auf 8' umgerückt und dadurch als Schwellwerkstrompete im Sinne einer essentiellen Grundfunktion für französische Musik erst sinnvoll musikalisch nutzbar.
  • Die alte Oboe 8' des Schwellwerks musste als einzige 8'-Zunge die Rolle eines Zwitters zwischen kräftiger und lyrischer Zunge spielen, was ihr beides nicht besonders klangschön gelang. Daher wurde sie durch eine neue Oboe französischer Art ersetzt, die sich nur noch einer Aufgabe widmet und das richtig.

Neben diesen Dispositionsänderungen wurde das gesamte Pfeifenwerk einer aufwendigen Nachintonation unterworfen. Ziel war es nicht, den Gesamtklang wie so oft einfach nur "weichzuspülen", sondern durchaus die zum Teil sehr charakteristischen Stimmen zu erhalten, aber bessere Bezüge zwischen den Registern herzustellen, mit dem Ziel einer besseren Mischbarkeit.

Die zeittypisch spitz zulaufende Klangpyramide wurde erhalten, ihre Basis jedoch etwas stärker betont, um den Klang sprichwörtlich "vom Kopf auf die Füße" zu stellen.

Die Zungenblätter des Krummhorn (Rp) wurden gänzlich ersetzt, um den zuvor nur penetrant-scharfen Klang des Registers mehr ins lyrische weiterzuentwickeln - im Rahmen dessen, was mit der vorhandenen Mensur (und Becherlänge) möglich war. Überhaupt wurden alle Zungen entsprechend nachintoniert, um sie besser in das (neue) Klanggefüge einpassen zu können.

I. Rückpositiv C - g'''
Principal 8'
Rohrflöte 8'
Quintade 8'
Octav 4'
Koppelflöte 4'
Quinte (VA aus Sesquialter II) 2 2/3'
Principal (früher Gemshorn) 2'
Quinte 1 1/3'
Sesquialter II 2 2 /3'
Scharff IV 1'
Rankett 16'
Krummhorn 8'
Tremulant  
Zimbelstern  
   
   
III. Schwellwerk C - g'''
Bordun 16'
Holzprincipal 8'
Bleigedackt 8'
Gamba 8'
Schwebung 8'
Octav 4'
Blockflöte 4'
Viola 4'
Nassat 2 2/3'
Waldflöte 2'
Terz 1 3/5'
Sifflet 1'
Mixtur VI 2 2/3'
Dulzian 16'
Französische Trompete (ehem. 4') 8'
Oboe 8'
Tremulant  
Carillon  
II. Hauptwerk C - g'''
Principal 16'
Octav 8'
Spitzflöte 8'
Metallgedeckt (alte Flöte 4') 8'
Octav 4'
Quinte 2 2/3'
Super Octav 2'
Mixtur major VI 2'
Mixtur minor IV 2/3'
Cornet V 8'
Fagott 16'
Trompete 8'
Spanische Trompete 8'
Spanische Trompete 4'
Glockenspiel  
   
IV. Brustwerk (schwellbar) C - g'''
Holzgedackt 8'
Holzrohrflöte 4'
Gemshorn (früher Principal 2') 2'
Terzsepta IV 1 3/5'
Zimbel II 1/3'
Regal 16'
Vox humana 8'
Tremulant  
   
Großpedal C - f'
Principal 32'
Principal 16'
Octav 8'
Octav 4'
Rauschpfeife IV 2 2/3'
Kontrafagott 32'
Bombarde 16'
Posaune 8'
   
Kleinpedal C - f'
Subbaß 16'
Gedackt 8'
Rohrpfeife 4'
Schalmei 4'
alle Normalkoppeln  
Principal ab  
Mixturen ab  
Zungen ab  
Großpedal ab  
Rauschwerk (Destillate & Accessoir)  

 


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